Nun ist es offiziell. Der Vertrag mit der Militärküche in Sargans ist gekündet und wir somit offiziell noch bis Anfang 2022 in Sargans. Aber keine Sorge wir hängen das Bier brauen nicht an den Nagel ziehen aber zusammen mit der Brauerei nach Zizers. Das vorerst letzte Bier wird bereits die nächsten Wochen gebraut und die letzten Flaschen voraussichtlich gegen Ende Jahr verkauft sein. (Aktuell noch Weizen und Pale Ale verfügbar! und im Dezember ein Stout, Bestellung via info@foehrenbier,ch alles nur solange Vorrat!)
Aber alles von Anfang an.
Man ist das lange her seit ich mir das letzte mal Zeit nahm um einen Beitrag dieser Art, man kann es eigentlich keinen Blogbeitrag mehr nennen, zu verfassen. Es fühlt sich aber ausgesprochen gut an Euch wieder über etwas grösseres, zumindest für uns als Brauerei und Familie, informieren zu können. Seit 2013 sind wir in Sargans und das obwohl wir uns echt sehr schwer taten unser persönliches Auenland, den Kanton Graubünden, zu verlassen. In diesen 8 Jahren hat sich viel verändert! Wir haben geheiratet, gründeten eine Familie und starteten Ende 2016 mit unserem Projekt dem Bier brauen.
In dieser Zeit haben wir 67 Sude gebraut davon 48 verschiedene Biere und 35 Bierstile. Wir haben 8 Degustationen durchgeführt, 3 Hochzeiten mit Bier versorgt, ja sogar an einem Festival haben wir den Ausschank übernommen. Jetzt naht aber ein neuer Abschnitt für uns als Familie als auch für die Brauerei den: Wir ziehen um!
Wir sind der Gemeinde Sargans sehr dankbar das wir die Möglichkeit und das Vertrauen erhalten haben die Militärküche für das Bier brauen nutzen zu dürfen und möchten uns an dieser Stelle dafür beim Gemeinderat und der Gemeinde Sargans herzlich bedanken!
Als wir mit der Haussuche vor 3 Jahren begannen war für uns klar, dass wir die Brauerei am liebsten vor Ort hätten. Einerseits um Familie und Hobby besser unter einen Hut zu bekommen andererseits entfallen so auch viele Fahrwege und die Prozesse sind besser überwachbar.
Wir hatten nun das Glück und fanden, oder eigentlich fand das Haus uns aber dazu gleich mehr, das für uns passende Haus in Zizers, witzigerweise genau die Region welche wir aus finanzieller Hinsicht kategorisch ausgeschlossen hatten. Wir haben viele Häuser zwischen Thusis bis nach Buchs angeschaut hatten auch zwei mal das Gefühl das perfekte Haus gefunden zu haben bis der Zuschlag dann an jemand anderen ging. Aus der Not entschieden wir uns im August 2020 für ein Inserat in der Südostschweiz. Dabei hatten wir aber wenig bis keine Erwartungen ganz nach dem Motto Schadet sicher nicht. Tatsächlich meldeten sich in der ersten Woche zwei Personen auf das Inserat wobei das eine irgendwo im nirgendwo lag und viel zu gross und das zweite ohne Grundstücksfläche und sanierungsbedürftig im Zentrum von Grüsch. Das war es dann wohl gewesen mit dem Inserat. Hätte man das Geld doch besser anderswo investiert? Doch in der zweiten Woche meldete sich noch jemand und ausgerechnet aus dem Dorf in welchem ich aufgewachsen bin. Zufall?….Schickal?….Glück?….Eigentlich egal aber das Haus mussten wir so schnell wie möglich besichtigen, nicht das erneut jemand schneller ist. Es passte alles von Anfang an wie die Faust aufs Auge und wir freuen uns nun ausserordentlich im März 2022 zurück nach Zizers ziehen zu dürfen!
Auch die Brauerei wird einen Platz finden dafür müssen wir den Raum noch umbauen um auch weiterhin die Hygienestandards einhalten zu können. Aktuell rechnen wir damit, das wir im Herbst 2022 wieder Bier verfügbar haben werden.
Zukunftsvisionen und Spinnereien
Vom Bier auf den Wein gekommen. Ich war bisher ein echter Biertrinker und konnte mir nicht vorstellen ein lauwarmes und spritig schmeckendes Getränk, namentlich Wein gennant, einmal geniessen zu können. Möglicherweise lag es oft auch an der Qualität der früher verkosteten Weinen auf jeden Fall war ich der festen Überzeugung nie auf den Geschmack zu kommen.
Abgesehen von Fisch und anderen im Wasser lebenden Sachen sehe ich mich als sehr probierfreudig und versuche immer wieder Dingen die ich noch nicht so mag da sich der Eigenegeschmack erfahrungsgemäss verändert. Da ich mittlerweile auch viel über den Fassausbau beim Bier weiss und zu welchen Aromen dessen Einsatz führen kann wurde ich beim Verkosten eines Weines auf eine ausgeprägte Vanille und Tabaknote aufmerksam. Die Aromen im Glas fesselten, die Komplexität faszinierte und der Wein war harmonisch und schmeckte richtig gut. Dieser Moment wird mir für immer in Erinnerung bleiben den wie sich herausstellen sollte war ich nun auch beim Wein angekommen. Zwar vorerst nur bei solchen welche im Barrique ausgebaut wurden aber wir wollen nicht kleinlicher als Papa sein. So kam es das auch für das Grundwissen über Wein ein Fachbuch her musste. In diesem Buch wurde ich auf den gespritteten Wein Sherry aufmerksam der vor allem durch die Herstellung den Solera Prozess (Siehe Bild, Kann man sich so vorstellen wie 4 übereinander liegender Fässer. Aus dem untersten wird eine gewisse Menge entnommen welche durch das jeweils darüber liegende Fass nachgefüllt wird. Das oberste Fass wird mit frischem Wein aufgefüllt. So entsteht ein jährlich wachsendes Cuveé aus verschiedenen Jahrgängen).
Sherry mir bisher bekannt als ein Fusel Alkohol mit prägnantem Aroma, der pur getrunken zwangsläufig zum Tode führen muss, welcher am Ende beim Chinoise in die Bouillon gekippt wird um dem Fleischaroma einen Seitenkick zu verpassen, war in meiner Vorstellung alles andere als ein Wein noch ein Genuss. War der Chinoise Sherry möglicherweise einfach nur Industrieware und konnte es tatsächlich auch bessere Varianten davon geben? Wofür sonst der Jahrzehnte lange Aufwand mit der Solera? Um dies herauszufinden ging ich zum Malt Whisky Shop in Chur und durfte drei verschiedene Sherrys 20 bis 40 Jahre alt degustieren. Das was ich dort probieren durfte veränderte meine Vorstellung von Sherry komplett. Die Aromen waren viel feiner, ausgewogen, komplex alles andere als der Chinoise Sherry. Mittlerweile fragt sich an dieser Stellle der ein oder andere weshalb ich Euch das alles erzähle, es geht hier doch um eine Bierbrauerei?. Wie üblich habe ich wieder einmal den Faden verloren und bin komplett vom Thema abgekommen…Quatsch! Eigentlich geht es nur um das Solera Prinzip. Es gibt tatsächlich Brauereien wobei weltweit sehr wenige und in Europe glaube ich nur eine zu kennen welche das Solera Prinzip auch für Bier anwenden. Dadurch entsteht ein einzigartiges von anderen Brauerein nicht kopierbares Bier mit einem komplexen Charakter. Dieses Bier kann dann als Basis für saisonale Blends und verschnitte mit Früchten verwendet werden.
Ob das in unserem Rahmen sinnvoll umsetzbar ist und ob wir genügend Platz dafür finden wird sich die nächsten Jahre zeigen. Was sicher ist das wir uns vermehrt dem Fassausbau widmen möchten. Die Biere sollen mehr Zeit, mehr Komplexität, mehr Föhrenbier Charakter erhalten und so oft wie möglich hyperlokal (Saisonal und aus nächster Umgebung (Wald und Garten)) sein.
Was für mich fest steht und konkrete Ziele für die Brauerei in den kommenden Jahren sind:
- mehr Fassausbau
- hyperlokale Biere (Saisonal und Verwendung von Zutaten aus dem eigenen Garten und Wald)
- mehr Wilde/Saure/komplexe Biere
Ob wir unser Abo System in dem Format weiterführen oder das Ganze umorganisieren möchten wir aktuell noch nicht entscheiden. Dazu frühstens im Sommer nächstes Jahr mehr.
Langsam nähere ich mich dem Ende dieses nicht Blogbeitrages und muss mit erschrecken feststellen das aus paar geplanten Zeilen ein halbes Buch geworden ist. Nun weiss ich wie es sich wohl für Meister Pilgrim(Wer es nicht kennt Newsletter abbonieren 😉 ) anfühlt wenn er wieder einen Newsletter verfasst hat. Zu kostbar jedes Wort zu wichtig jeglicher Inhalt um etwas zu kürzen. So hoffe ich das es wenigstens einige hart gesottene bis hier hin geschafft haben und Ihr dabei noch bisschen etwas über Geschmack und Sherry lernen konntet.
PS: Nein ich bekomme weder Geld noch waren die Links als Werbung gedacht vielmehr für Neugierige und Unwissende und der Vollständigkeit halber.